Am 30. August 2025 fuhren wir mit einigen Genoss:innen nach Buchholz um dort gegen den Genozid in Palästina zu demonstrieren. Organisiert wurde die Demo von der Linksjugend [‘solid] Harburg-Land, mit denen wir zunehmend im Austausch stehen über Friedensaktivitäten und Kämpfen in den Schulen.
Bei der Auftaktkundgebung hat Emanuel für uns eine Rede gehalten, in welcher er die besondere Rolle von Schulen für die Normierung aller verdeutlichte und in den Zusammenhang mit dem Kampf um ein freies Palästina setzte:
Assalamu alaykum Mitstreiter und Mitstreiterinnen,
Der Friede sei mit euch allen, mein Name ist Emanuel, ich bin Schüler und Landessprecher der Linksjugend Solid Hamburg.
Leila Khaled, eine der bekanntesten Revolutionärinnen der PLFP, hat im Jahr 1973 gesagt:
„Die Jugend repräsentiert die Hoffnung und die Zukunft unseres Volkes. Sie trägt die Last einer langen Geschichte des Kampfes, aber auch die Kraft, den Verlauf dieser Geschichte zu verändern. Ihr Mut, ihre Opferbereitschaft und ihre Weigerung, Ungerechtigkeit zu akzeptieren, werden letztlich die Ketten der Besatzung sprengen und die Befreiung Palästinas bringen.“
Als deutsche Jugendliche stehen wir auch in einer langen Geschichte des Kampfes. Einer der jüngeren: die Beendigung des westlichen Angriffskriegs auf die Sozialistische Republik Vietnam durch die internationale 68er-Bewegung war und ist ein Meilenstein der Friedensbewegung. Die 68er-Bewegung war aber weit mehr als nur Protest gegen den Vietnamkrieg. Sie war ein globaler Aufbruch gegen Imperialismus , Rassismus und das Spießertum. Junge Menschen auf der ganzen Welt stellten bestehende Normen in Frage, kämpften für Freiheit, soziale Gerechtigkeit und eine solidarische Welt. Diese Bewegung hat gezeigt, dass die Jugend nicht Opfer, sondern aktive Gestalterinnen der Geschichte sind. Der Mut und die Entschlossenheit der 68er sind Vorbild für uns alle, die wir heute für eine bessere Zukunft streiten.
Heute stehen wir als Jugendliche immer noch in der Tradition des unerschütterlichen Avantgardismus. Es ist in unserer Verantwortung, eine Welt des Friedens und der sozialen Gerechtigkeit zu erkämpfen, eine Welt, in der die internationale Solidarität den Grundpfeiler unseres zusammenlebens bildet. Dieser Kampf ist aber nicht nur hier auf der Straße zu führen, sondern auch in der Schule, die eigentlich ein Ort des Wachsens, des Lernens und des Mündigwerdens sein sollte.
An diesem Ort wird versucht uns beizubringen, still zu sitzen, brav zu sein, nicht zu hinterfragen und die internationale Ungerechtigkeit als ein isoliertes, von uns getrenntes Geschehen zu verstehen, etwas, worauf wir keinen Einfluss haben, etwas, das einfach passiert und schon immer passiert ist. Doch genau das dürfen wir nicht akzeptieren. Die Schule darf kein Ort der Unterdrückung und Gleichschaltung sein, sie muss die Emanzipation vorantragen und sie nicht aufhalten, die politische Debatte, Plattformen und Räume für kritisches Denken und Solidarität schaffen. Bildung darf nicht bedeuten, uns zu entmündigen oder unsere Perspektiven einzuschränken. Sie muss uns befähigen, die Strukturen von Macht, Unterdrückung und Ausbeutung zu erkennen und aktiv zu bekämpfen. Die Bravheit ist keine zu belohnende Tugend, sie ist die Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden der Palästinenser.
So hat Bertolt Brecht einmal gesagt:
„Was sind das für Zeiten, wo ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist, weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!“
Denn die Gleichgültigkeit ist genau das: ein Verbrechen. Doch es ist ein fahrlässiges Verbrechen, da die Bravheit ein gelehrtes Konstrukt ist. Dieses Konstrukt gilt es zu überwinden. Wir müssen die Qualität der jugendlichen Frecheit und des unbeugsamen Optimismus, den Willen die Welt zu verändern weiter ausprägen. Das heißt, dass wir im Unterricht laut sein müssen, dass wir darum kämpfen, dass die Fakten als solche gesehen werden. Dass man die Gleichgültigkeit der Mitschüler bricht und das Mitleid zum revolutionären Geiste verwandelt. Dass wir den Repressionen der Lehrer und Schulleitung solidarisch entgegenstehen. Vor allem aber heißt das, aus den Erfolgen der Geschichte zu lernen und sie unsere Zukunft prägen lassen.
So hat Galionsfigur der 68er-Bewegung Rudi Dutschke gesagt:
„Wir können eine Welt gestalten, wie sie die Welt noch nie gesehen hat. Eine Welt, die sich auszeichnet, keinen Krieg mehr zu kennen, keinen Hunger mehr zu haben, und zwar in der ganzen Welt.“
Das ist unsere geschichtliche Möglichkeit.
Die Rede findet ihr außerdem auf unserem YouTube-Kanal: https://www.youtube.com/watch?v=1iE1N2KvNXc
Auf der Auftaktkundgebung hat Marie noch den Aufruf zu den Anti-Nato-Hafen-Protesten
verlesen und zum kämpferischen mitzunehmen aufgerufen. Den Aufruf findet ihr unter www.kein-nato-hafen.de.
Nach der Auftaktkundgebung ging es eine Runde um den inneren Ring in Buchholz. Wir
waren eine sehr laute, kraftvolle und freudvolle Demonstration. Es wurden dauerhaft
Sprechchöre gerufen. Abgesehen von ein paar Beleidigungen von Balkonen gab es viel
positive Reaktionen auf die Demonstration.
Wir freuen uns schon auf kommende Aktivitäten im Hamburger Umland!