Im Rahmen der Kampagne „International solidarisch – Schluss mit Austerität!“ veranstalten wir ein Filmseminar als Freiluftkino am Philosophenturm der Uni Hamburg (Von-Melle-Park 6), bei dem wir mit Filmen rund um das Thema Austerität vs. Solidarität die internationale, kulturelle und historische Bedeutung des Bruchs mit dem Neoliberalismus reflektieren wollen. Bei schlechtem Wetter bauen wir unser Kino unter dem Dach neben dem Rechtshaus auf (Schlüterstraße 28).
Bei der nächsten Vorstellung am Mittwoch, den 25. Mai 2022, ab 21 Uhr schauen und diskutieren wir zusammen den Spielfilm „Die Reise des jungen Che“ von Walter Salles aus dem Jahr 2004.
Näheres zum Film:
Ungewöhnliche Umstände erfordern ungewöhnliche Menschen. Als der 23-jährige Medizinstudent Ernesto Guevara de la Serna im Dezember 1951mit seinem Freund, dem angehenden Biochemiker Alberto Granado, von Buenos Aires aus aufbricht, um per Motorrad den lateinamerikanischen Kontinent zu durchqueren, ahnt er noch nicht, in welch tiefgreifender Weise die Erfahrungen dieser Reise seinen weiteren Lebensweg und den Gang der Geschichte beeinflussen und verändern sollten.
Der jugendliche Träumer, Idealist und Menschenfreund, aufgewachsen in einem aus der wohlhabenden argentinischen Oberschicht ausgestiegenen, linksbürgerlichen Elternhaus, in dem neben einem großen Fundus aufklärerischer Kultur auch intellektuelle Diskussionen gepflegt werden – u.a. mit vor den Franco-Truppen geflohenen Anhängern der spanischen Republik – geht mit der Reise zunächst dem Reiz des Unbekannten nach und erhofft sich eventuell Antworten auf nicht näher bewusst gestellte Fragen. Sein lebenslustiger, wesentlich handfesterer und draufgängerischer Kumpane hat vor allem das Ziel, vor seinem 30. Geburtstag, den er in Caracas feiern will, noch möglichst viele amouröse Abenteuer mitzunehmen.
Je tiefer die beiden jedoch in die rauhe Lebenswirklichkeit der jahrhundertelang durch koloniale Abhängigkeiten ausgezehrten Länder vordringen, desto wacher wird ihr Blick für die himmelschreienden Ungerechtigkeiten, Entwürdigungen und das alltägliche Elend auf der Kehrseite der abgehobenen Wohlstandswelt. Jede Begegnung – mit snobistischen Großgrundbesitzern, einfachen Bauern, ausgebeuteten Wanderarbeitern in den chilenischen Kupferminen, Nachfahren der Ureinwohner in den Inka-geprägten Straßen Cuzcos und Patienten in der mit katholischer Herrschsucht geleiteten Leprakolonie San Pablo – lässt in dem Suchenden den unbändigen Willen reifen, jene gesellschaftlichen Zustände umzuwerfen, die dieses Unrecht hervorbringen.
Der nach den Original-Reisetagebüchern der beiden gedrehte Film erzählt diesen Sinneswandel in wunderbar unaufgeregten Episoden, deren Eindringlichkeit sich erst in Gänze entfaltet durch die stete musikalische und bildnerische Unterlegung, die von der betörenden Schönheit der lateinamerikanischen Landschaften einerseits und der unterdrückten Schönheit seiner Menschen andererseits künden.
Auf diese Weise wird besonders nachhaltig anschaulich, warum und wie der junge Ernesto dazu kam, sich wenige Jahre später in Mexiko Fidel Castro und der kubanischen Aufstandsbewegung anzuschließen, als Comandante „Che“ Guevara mit einer klapprigen Motoryacht und einer Handvoll unerschrockener Guerilleros der dortigen Revolution zum Sieg über den US-Imperialismus zu verhelfen und im sozialistischen Kuba u.a. ein Gesundheitswesen aufzubauen, dessen humanistischer Internationalismus bis heute Beispielgebendes für das gesundheitliche Wohlergehen der gesamten Menschheit schafft.
Der Film macht also auch deutlich: Wenn ein Mensch bereit ist, Augen, Sinne und Verstand nicht zu verschließen vor der prinzipiellen Gleichheit der Menschen, vor dem Elend dieser Welt und seinen überwindbaren Ursachen und Verursachern und zugleich bereit ist, alle daraus erwachsenden Schlussfolgerungen zu ziehen, dann versetzt er sich in die Lage, gemeinsam mit anderen Geschichte zu machen. So können sich Zufall und Notwendigkeit in schönster Form die Hand geben.
Kein Mensch wird als historische Persönlichkeit oder Revolutionär geboren. Manche werden es auf Umwegen. Viele vielleicht nie. Möglich jedoch ist es tendenziell allen.
In heutigen Zeiten keine ganz unrelevante Erkenntnis.
International solidarisch – Schluss mit Austerität!
„Würdest du alles tun?
Zu Mi-en-leh sagte ein Mensch, der über die Grausamkeiten der Herrschenden empört war: Für die gute Sache würde ich jede anständige Tat begehen. – Und was würdest du noch für die gute Sache tun? fragte Mi-en-leh, der noch nicht zufriedengestellt schien.“
Bertolt Brecht, „Me-ti. Buch der Wendungen“, entstanden im Exil der 1930er Jahre.
Näheres zur Kampagne könnt ihr online auf der Kampagnen-Seite (www.schluss-mit-austeritaet.de) erfahren, den Flyer für die Anti-Austerity-Filmseminar-Reihe und weitere Termine gibt es unter www.schluss-mit-austeritaet.de/film-seminar-gegen-austeritaet.
Wir zeigen im Rhythmus von zwei Wochen einen Film; die Mittwoche an denen kein Film gezeigt wird, werden für die Anti-Austerity-Aktiventreffen genutzt, bei denen wir uns zur Weiterentwicklung der Kampagne, der Gewinnung neuer Bündnispartner und der Planung von weiteren Aktivitäten austauschen.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!
Mail: kontakt@schluss-mit-austeritaet.de
Facebook: www.facebook.com/ISSMA2018/