Kundgebung
Donnerstag 09.10.2025 16:30 Uhr, Ida-Ehre Platz
Die alte Wehrpflicht hat diesen infamen Krieg mitverschuldet. Der Kadavergehorsam des deutschen Militarismus ist ein Pestherd gewesen: eine bunte, verlogene Sache nach außen – eine schmutzige, rohe und völlig wertlose nach innen. Die Produkte dieser militärischen Erziehung waren schlechte Karikaturen der Lehrer, und da die schon eine Karikatur waren, kann man sich vorstellen, wie das aussah, was da herauskam: Männer, die allen Ernstes glaubten, eine »Meldung«, eine »Dienstvorschrift« stehe über dem Leben und könne eine Welt meistern. Die Niederlage, die Unbeteiligte haben mitbüßen müssen, hat ihnen gezeigt, was es damit auf sich hat. Die alte Wehrpflicht hat das gesamte kulturelle Leben in Deutschland verdorben, und wenn heute die republikanischen Parteien den Mut nicht aufbringen, das zu sagen, so liegt das wohl daran, dass sie es in ihrer großen Masse bis heute noch nicht begriffen haben.
In zwei Monaten soll im Bundestag das Wehrpflichtmodernisierungsgesetz beschlossen werden. Dieses ist mittels der Einführung der Musterungspflicht für alle männlichen 18- Jährigen der erste Schritt der Wiedereinführung der Wehrpflicht. Wir kämpfen gegen die Wehrpflicht und für die zivile Entfaltung des Lebens!
Der Krieg kann nur geführt werden, wenn die Bevölkerung mitmacht. Schmerzlich spürt das die Bundeswehr. Trotz allen Bemühungen durch Werbung in Schulen, auf Jobmessen, bei Musikfestivals und Volksfesten gelingt es ihr nicht, Jugendliche davon zu überzeugen, sich dem Kadavergehorsam im Militär unterzuordnen. Trotz aller Propaganda darüber, dass Pazifismus schwächlingskram sei, oder dass wer sein Vaterland nicht verteidige ein Egoist sei, die Jugend ist nicht Kriegstüchtig. Laut der Studie „Jugend in Deutschland“ sind nur 14 Prozent der Schüler:innen zwischen 14 und 18 Jahren für die Einführung eines verpflichtenden Wehrdienstes; freiwillig melden würden sich nur 2%.
Diese Abneigung gegen das Militärische ist ein praktisches Lernen aus der Geschichte. Ein Lernen aus zwei von Deutschland ausgehenden Weltkriegen, die jeweils unter dem auch heute bemühten Vorwand einer „Invasion aus dem Osten“ vorbereitet und begonnen wurden.
Die nun geplante Wiedereinführung der Wehrpflicht ist an aller erster Stelle der Versuch Befehl und Gehorsam über die Entfaltung einer jeden einzelnen Persönlichkeit zu stellen. Sie ist der Versuch Gewaltablehnung, Menschenbefürwortung und Lebensfreude aus den Köpfen und der Tat zu verjagen. Sie ist der Versuch, die längst überfällige Verwirklichung der Lehren aus zwei Weltkriegen zu zerstören. Die Verwirklichung einer Gesellschaft, in der „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“ materielle Wirklichkeit geworden sind. Also alle gesellschaftlichen Bereiche nach Maßgabe der Menschlichkeit gestaltet sind. Eigentlich steht an: Solidarisches und freudvolles Lernen in den Schulen, produktive Mehrung des gesellschaftlichen Reichtums weltweit, allseitige Heilung in den Krankenhäusern, Aufklärung und emanzipatorische Entfaltung in den Kuns- und Kultureinrichtungen und Schaffung guter sozialer und kultureller Lebensbedingungen.
Wie schon in der Charta der Vereinten Nationen als weitreichende Ambition gefasst, kämpft heute eine globale Bewegung für die vollumfängliche Realisierung der Menschenrechte und die Einhaltung des Völkerrechts, der Entwicklung kooperativer und ziviler Wirtschaftsbeziehungen und die auf Abrüstung und Deeskalation gerichteten Gestaltung der internationalen Beziehungen.
Krieg, Aufrüstung und Militarismus sind der größte Hemmschuh produktiver Entwicklung hier und überall. Die Wehrpflicht ist ein wesentliches Instrument, um das Engagement für die Erringung dieser erfreulichen die Menschheit befreiende Perspektive zu bekämpfen.
Lassen wir uns also nicht beirren! Der Krieg wird nicht für Freiheit, Demokratie oder Menschenrechte, sondern für die Profite einiger weniger geführt. Jede Kriegsdienstverweigerung, jeder Protest und jede Ablehnung hat direkte Friedensstiftende Bedeutung! Jedes Nein zur Wehrpflicht ist ein Ja für die Entfaltung des zivilen Lebens, einer Lebensperspektive ohne Militär.
Wenn also die Unterordnung unter Befehl und Gehorsam verlangt wird, werden wir umso frecher und Lebensfreudiger sein.
Wenn die Unterordnung unter das 50er Jahre Menschenbild „devote Frau am Herd, starker Mann an der Front“ verlangt wird, werden wir umso egalitärer und aufrechter sein.
Wenn die Aufopferung für das Vaterland gefordert wird, werden wir umso Anspruchsvoller international solidarisch für humane Entwicklung streiten.
Jede:r ist gefragt!
Schließt euch uns an bei der Kundgebung „Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin – Für die zivile Entfaltung des Lebens statt Wiedereinführung der Wehrpflicht“ am Donnerstag, den 09.10. um 16:30 auf dem Ida-Ehre Platz.
Das Flugblatt findet ihr hier: Herunterladen